Die Verdener Nachrichten berichten über Ute Scholz – Präsidentin von Zonta International

Die Verdener Nachrichten berichten über Ute Scholz – Präsidentin von Zonta International

ANGELIKA SIEPMANN
Verden. Ute Scholz hat nicht nur ein Homeoffice in Verden, sondern auch ein Büro im Village Oak Brook. In dem Ort etwas außerhalb der Millionenmetropole Chicago, im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, befindet sich der Hauptsitz von Zonta International (ZI). Dass die jeweilige Präsidentin des globalen Frauennetzwerks in der Zentrale über ein eigenes Arbeitszimmer verfügt, ist selbstverständlich. Viel Zeit hat sie dort noch nicht verbracht, seit sie im vorigen Sommer, zum Ausklang der 65. ZI-Convention in Hamburg, ihr auf zwei Jahre befristetes Ehrenamt angetreten hat. Es erfordert reichlich Reisetätigkeit, und so war Ute Scholz in den vergangenen Monaten auch wieder oft weltweit unterwegs. Sie in Verden anzutreffen, ist gar nicht einfach.
Wenn sie dann mal da ist, hat sie häufig auch schon den nächsten Termin im Hinterkopf, etwa für Online-Konferenzen mit den Kolleginnen vom International Board, dem elfköpfigen ZI-Vorstand, oder den einzelnen Komitees, die sich einzelnen Aufgabenbereichen widmen. Weil die verantwortlichen Zontians in zahlreichen Ländern der Erde leben, erfordert das Timing für Besprechungen auch immer die Berücksichtigung verschiedener Zeitzonen. Um alle unter einen Hut zu bekommen, sind mitunter auch notgedrungen Termine nötig, die für etliche Beteiligte eine Abend- oder sogar Nachtschicht bedeuten.
Ehrenamtlicher Fulltime-Job
Aber weder späte digitale Meetings und Telefonate noch ein strammes Reiseprogramm mit manchmal langen Flügen in alle Himmelsrichtungen waren für Ute Scholz (65) etwas Neues oder gar Abschreckendes, als sich ihr Sprung an die Spitze abzeichnete. Sie war schon hinlänglich in der Zonta-Arbeit erprobt, von der Vereins- über die Europaebene bis hin zum obersten Führungsgremium, darin erst recht. Von 2018 bis 2020 bereits Vizepräsidentin, avancierte sie nahtlos zur „President Elect" und löste im vergangenen Juni beim Hamburger Gipfeltreffen planmäßig die Kalifornierin Sharon Langenbeck ab.
Ehrenamt hin oder her – die Präsidentschaft der traditionsreichen, vor über 100 Jahren gegründeten Frauenvereinigung, die sich ausdrücklich als Menschenrechtsorganisation versteht, ist nun mal ein Fulltime-Job und beileibe nichts für Stubenhocker. Häufig quasi auf gepackten Koffern zu sitzen, gehört dazu. Und auch so manche Stunde im Flieger sinnvoll zu verbringen, ist für die Juristin Ute Scholz auch kein Problem: „Ich kann die Zeit gut nutzen und arbeiten".
Ein ausgiebiger Flug hat Verdens frühere stellvertretende Stadtdirektorin im November erneut nach Indien geführt, in die nordöstliche Küstenregion. Zonta ist in besonderem Maße, nämlich laut Scholz „als einziger privater Sponsor", seit 2014 in ein weltweites „Majorproject" eingebunden, das sich gezielt gegen Kinderehen und Zwangsverheiratung richtet. Das Projekt erstreckt sich nicht nur auf den Subkontinent, sondern insgesamt ein Dutzend Staaten. Vor allem gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk Unicef sowie dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) sei über die Jahre viel geleistet und einiges erreicht worden. Davon konnten sich die Zonta-Präsidentin und Vertreter/innen der weiteren beteiligten Organisationen im indischen Bundesstaat Odisha überzeugen.
Im Kampf gegen Kinderehen, die eine Verletzung der Menschenrechte darstellten, und ihre vielfältigen Ursachen seien zumindest in den Orten, die in Udisha besucht wurden, deutliche Fortschritte erkennbar, so Ute Scholz. Nicht zuletzt dank der Kooperation von Ministerien, Zivilgesellschaft, Kommunen und Schulen, die nötige Aufklärungsarbeit und Meinungsbildung leisteten. Eine erstaunlich breite Basis unterstütze mittlerweile die Bestrebungen und Forderungen. So hätten einzelne Dörfer eine Vorbildfunktion eingenommen und stellten sich mit Nachdruck als „kinderehenfrei" dar. Dies soll nach dem ehrgeizigen Ziel der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 möglichst rund um den Globus so sein. Zuversichtlich stimmten Ute Scholz und ihre Mitstreiterinnen in diesem Zusammenhang auch ein Gespräch mit der indischen Ministerin für Familie und Gesundheit in der Hauptstadt Delhi, aber zu tun gebe es noch genug.
Broschenwechsel in Australien
Was die Corona-Pandemie geraume Zeit verhinderte, nämlich persönliche Zusammenkünfte mit leitenden Zontians, hatte und hat Ute Scholz inzwischen wieder auf dem umfangreichen Plan. So war sie auch in Oklahoma City und hat sich mit den Vorsitzenden der internationalen Service-Clubs und den Geschäftsführerinnen getroffen. Ein gewichtiges Thema ist nach wie vor die Hilfe für die drei in der Ukraine bestehenden Zonta-Clubs, die vornehmlich aus dem europäischen Bereich finanzielle Hilfe erhalten.
Die limitierte Amtszeit bringt es mit sich, dass die Zonta-Chefin sich auch schon mit dem Stabwechsel befasst. Oder in diesem Fall besser Broschenwechsel. Denn die Präsidentin trägt bei offiziellen Anlässen eine spezielle Anstecknadel. Ute Scholz wird das gute Stück Mitte 2024, wenn ihr Biennium ausläuft, an ihre designierte Nachfolgerin Salla Tuominen weiterreichen. Und wo dies vonstattengehen wird, steht auch längst fest: in Brisbane, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland. Für die 66. Convention wurden schon mal die Weichen gestellt, als Ute Scholz dort im Dezember weilte. So eine Großveranstaltung – in Hamburg waren über 1300 Teilnehmerinnen dabei – muss schließlich exakt vorbereitet werden.
Von Brisbane war die aus Oberhausen stammende Verdenerin jedenfalls hellauf begeistert, nicht zuletzt wegen des „hohen Niveaus der öffentlichen Leistungen" mit beispielsweise kostenlosem Personennahverkehr. Der internationale Flugfernverkehr sorgte dafür, dass Ute Scholz, nach einem privaten Besuch bei australischen Freunden, über Weihnachten und Neujahr zu Hause bei Ehemann Björn Emigholz war. Um dann gleich nach dem Jahreswechsel wieder abzudüsen – diesmal nach Oak Brook/ Illinois zum Treffen mit den anderen zehn Frauen des ZI-Boards. Mag das Village im Speckgürtel Chicagos übrigens noch so klein sein, ist es doch ein bemerkenswerter Ort: Hier hat nicht nur Zonta sein Headquarter, sondern auch die Dachorganisation der – einst nur männlichen Mitgliedern vorbehaltenen – Lions Clubs. Ach ja, und die McDonald's Corporation hat ihren Sitz in Oak Brook. Den nächsten Flug hat Ute Scholz bereits gebucht. Anfang Februar geht es nach New York zum Weltfrauenrechtskongress.